Jedes Werk ein GedankeSeit 1987 schafft Elsbeth Röthlisberger freistehende Objekte. Manche von ihnen nehmen andeutungsweise Motive aus dem Alltag auf. So wachsen die Silhouette eines Hauses aus einem schwebenden Balken oder die Konturen einer Blume aus einem Topf. Man meint die Bewegung von Wellen zu erkennen oder die eckigen Formen von Sheddächern, so wie wir sie von Fabrikgebäuden her kennen. Andere Objekte rufen Assoziationen an Bühnen hervor, die von verschiedenen Protagonisten bespielt werden. Vielleicht sind diese Verknüpfungen eher zufällig, steht doch im Fokus der Künstlerin das freie Spiel mit der Geometrie, mit Flächen und Linien, mit Würfeln und Quader, mit Prismen und Pyramiden. Jedenfalls ist im Oeuvre von Elsbeth Röthlisberger ein bildnerisches Interesse an Reduktion und Systematik zu entdecken, das auf klassischen Themen der Minimal Art beruht, wie dem Umgang mit einfachen monolithischen oder mit zusammengesetzten komplexen Formen, wie mit dem Zusammenwirken von Gross und Klein, von offenen und geschlossenen Partien, von Horizontalen und Vertikalen. Ihre Liebe zur Geometrie schafft aber auch die geschilderten Transfer-Situationen, bei denen scheinbar disparate Standpunkte wie Geometrie und Figuration, wie Abstraktion und Erzählerisches verschmelzen zugunsten neuartiger Gestaltungen, die geprägt sind von einer spannungsvollen Ausgewogenheit zwischen Ratio und Gefühl. Elsbeth Röthlisberger schafft Gebilde, die sich kaum beschreiben lassen. Jedes Werk ist ein Gedanke. Ist sozusagen die Momentaufnahme eines flüchtigen Augenblicks. Im Versuch zu Klarheit und Einfachheit zu kommen, im Versuch das Flüchtige zu präzisieren, entstehen diese ungewohnten und überraschenden Formen, entstehen diese Skulpturen aus Industrieblech mit der gepflegten Rostpatina. Kathrin Frauenfelder
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